8 Fragen an Matija Mayer-Fiedrich

Acht Fragen an ...

Prof. Dr. Matija Mayer-Fiedrich


leitet seit 2002 den Lehrstuhl für ABWL und Internationale Finanzierung

an der Helmut-Schmidt-Universität/

Universität der Bundeswehr Hamburg

An dieser Stelle beantworten Lehrende aus verschiedenen Disziplinen Fragen und geben uns darüber einen Einblick in ihren Lehralltag und ihre Erfahrungen.


1) Wenn Sie sich an Ihre ersten Erfahrungen als Dozent/in in einer Lehrveranstaltung erinnern, was fällt Ihnen dazu ein?


Das weiß ich noch wie gestern – ich hatte mich gut vorbereitet und war dennoch ziemlich aufgeregt. Das führte dazu, dass ich dementsprechend schnell sprach – bis mich nach wenigen Minuten eine Studentin unterbrach und meinte, so schnell könne keiner schreiben. Da fiel mir auf, dass wirklich alle (ca. 200) Studierenden mir aufmerksam folgten. Sie wollten wirklich was lernen…


2) Was verbinden Sie mit dem Begriff „gute Lehre“? Was ist Ihnen besonders wichtig in der Lehre (neben den jeweiligen Fachinhalten)?


Gute Lehre hat ein klares Konzept. Sowohl das Gesamtmodul als auch die einzelnen Vorlesungen. Beides braucht eine klare Einordnung des Inhalts, sowohl zu Beginn als auch während der Vorlesung und am Ende. Wichtig ist, dass die Studierenden etwas dazulernen – auch wenn’s zwischendurch anstrengend ist. Spätestens am Ende einer Veranstaltung sollte aber die Materie verstanden worden sein.


3) Besondere Herausforderungen in der Lehre -  welches Erlebnis oder welche Situation fällt Ihnen dazu ein? Wie sind Sie damit umgegangen? Was haben Sie daraus gelernt?


Das erste Mal in einem Hörsaal, in dem keine Tafel war – ich nutze gerne mehrere Medien parallel. Es fand sich zwar ein Overheadprojektor und ich hatte glücklicher Weise auch einen Stift dabei, doch gab es keinen Blendschutz, so musste ich viel improvisieren. Seitdem bereite ich zu Beginn eines Trimesters immer auch Folien vor, die ich im Zweifel nicht benötige – ebenso, wie ich im Falle des Ausfalls des Beamers auch ohne Powerpoint zurechtkommen könnte.


4) Wie nehmen Sie aktuell die Studierenden wahr in Ihrem Studierverhalten – beobachten Sie Veränderungen im Vergleich zu früheren Jahrgängen? Welche Bedeutung hat das evtl. für Ihre Planung und Durchführung von Lehrveranstaltungen?


Die mediale Entwicklung hat längst Einzug in den Hörsaal gehalten. Während ich in früheren Jahren noch darauf gedrängt hatte, im Hörsaal WLAN abzuschalten, weiß ich heute, dass Studierende mitunter einzelne Inhalte direkt im Netz nachlesen. Das zwingt mich dazu, selbst immer auf dem Laufenden zu bleiben. Daneben gibt es Studierende, die tatsächlich papierlos zurechtkommen, sich ihre Notizen also direkt in den bereitgestellten Foliensatz machen. Ich bin zwar eine Verfechterin des visuellen Lernens, doch sollte man es denjenigen, die damit zurechtkommen, die Entscheidung für sich selbst überlassen.


5) Gibt es eine Methode, die Sie besonders gern einsetzen, um Studierende zu aktivieren und zu beteiligen?


Ich versuche, die Studierenden bei ihrem Wissen abzuholen. Das sind teilweise Fragen nach aktuellem Geschehen mit Fachbezug, also z.B. die jüngste Entwicklung des US-Dollars zum Euro oder Entscheidungen der Europäischen Zentralbank. Oft herrscht Zurückhaltung, nur wenige melden sich freiwillig. Da muss ich mich selbst ab und an daran erinnern, die Stille ein wenig auszuhalten – bis sich dann doch jemand beteiligt, weil sonst die Vorlesung – scheinbar – nicht weitergeht.


6) „Viel Stoff – wenig Zeit“: Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um?


Das ist bei uns im Trimesterbetrieb tatsächlich nicht ganz leicht. Hier hilft nur eine gezielte didaktische Stoffreduktion. Das knüpfe ich an die Frage nach der „guten Lehre“ an – ohne klare Struktur und genau definierte Lernziele ist es kaum zu schaffen. Als ich an die HSU kam, musste ich bspw. eine Lehrveranstaltung von einst 16 Semesterwochenstunden auf 12 reduzieren. Dies gelang mir u.a. auch durch den Einsatz von Fallstudien.


7) Gibt es ein Erlebnis im Rahmen einer Lehrveranstaltung, an das Sie sich besonders gern erinnern?


Im Speziellen weniger – im Allgemeinen ist für mich eine Veranstaltung gelungen, wenn ich die Studierenden zum Mitdenken bewegen kann. Und sich diese auch entsprechend beteiligen. Mitunter muss auch ich grübeln, bis ich eine Frage beantworten kann. Oder zum Thema nochmal nachlesen. Das empfinde ich aber nicht als schlimm, sondern im Gegenteil zwingt es mich, meine Gedankengänge zu überdenken und nachvollziehbar zu halten.


8) Wenn Sie auf unsere Bildungslandschaft in Deutschland schauen und drei Wünsche frei hätten, welche wären das?


1.Eine bessere und individuellere Schulbildung, v.a.   

in Deutsch, Mathematik und Englisch.

2.Dazu mehr Motivation und Anleitung zur Selbständigkeit

der Lernenden.

3.Eine höhere Anerkennung bzw. Stellenwert für Lehrende.




Herzlichen Dank für den Beitrag!